Warum eine Verbreitungskarte über Hummeln?
Hummeln gehören zu den wichtigsten Bestäubern vieler Nutz- und Kulturpflanzen. Doch sie sind auch eine der am stärksten gefährdeten Wildbienengattungen! Noch wissen wir zu wenig über die 31 vorkommenden Arten in Niedersachsen. In unseren Gärten treffen wir in der Regel nur die sieben sehr häufigen Arten an. Die übrigen 13 Arten der heimischen, staatenbildenden Hummelarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits verschwunden. Ebenso ergeht es den parasitär lebenden Kuckuckshummeln, die ihre Brut von gefährdeten Wirtsarten großziehen lassen. Die intensiv bewirtschafteten und blütenarmen Agrarflächen bieten den seltenen Hummelarten heute kaum noch Rückzugsmöglichkeiten, denn die meisten Arten sind auf eine extensive Bewirtschaftung angewiesen.
Die Datenlage über die niedersächsischen Vorkommen einzelner bedrohter Hummelarten ist lückenhaft und teilweise veraltet. Um die noch bestehenden Vorkommen seltener Hummelarten zu erfassen, hat der NABU Niedersachsen schon 2013 ein Projekt zum Hummelschutz in Niedersachsen ins Leben gerufen. In dem von 2018 bis 2020 laufenden Nachfolgeprojekt wird diese Erfassung fortgeführt. Wenn bekannt ist, wo sich die letzten Bestände gefährdeter Arten befinden, können in Kooperation mit den Bewirtschaftenden auf geeigneten Flächen Maßnahmen umgesetzt werden, die den Hummeln das Überleben sichern und den lokalen Bestand stärken können.
Diese Webseite richtet sich an alle, die sich für Hummeln in Niedersachsen sowie Bremen und Hamburg interessieren und sich für ihren Schutz einsetzen möchten. Sie soll bei der Sammlung und Darstellung der Artverbreitung helfen. Mit zunehmender Datendichte und technischen Anpassungen wird es möglich werden, spannende Fragestellungen gemeinschaftlich zu bearbeiten und zu diskutieren.

Wie kommen die Daten auf die Karte?
Da es ein Ziel dieses Projektes ist, mehr über die Verbreitung seltener Hummelarten in Niedersachsen zu erfahren, wurde ein Meldesystem in einer Hummelbestimmungs-App entwickelt, mit der Hummelsichtungen direkt aus dem Gelände in eine Datenbank übertragen und die Fundorte auf einer Karte dargestellt werden können. Alle 41 in Deutschland vorkommenden Hummelarten sowie vier weitere in den Nachbarländern vorkommenden Arten werden berücksichtigt. Fast alle können mit Hilfe dieser App über die Beantwortung von Fragen zum äußeren Erscheinungsbild bestimmt werden. (Nur bei den sehr schwierigen Arten oder Einzeltieren ist weiterhin eine Bestimmung mit dem Stereomikroskop erforderlich.) Sie richtet sich nicht nur an Experten, sondern insbesondere auch an AnfängerInnen, da sie einen leichten Zugang zur Insektenbestimmung bietet. Probieren Sie es aus! Die App ist kostenlos erhältlich. Apple bietet die App in seinem Store an, Android auf Google Play.
Die Hummelbestimmungs-App wurde an der Uni Bamberg in einem interdisziplinären Forscherteam mit fachlicher Unterstützung des NABU Niedersachsens und weiteren Hummelexperten entwickelt.
Wer kann Daten melden?
Eine landesweite Erfassung ist nur mit Unterstützung vieler Freiwilliger möglich. In dem Netzwerk des aktuellen Projekts Bestandsschutz seltener Hummelarten in Niedersachsen setzen sich mittlerweile über 250 Ehrenamtliche für den Hummelschutz ein. Sie erfassen Hummeln, sind im Austausch mit den Bewirtschaftenden von Hummelschutzflächen oder stellen selbst Flächen zur Verfügung. Viele wirken als Multiplikatoren und sind in der Öffentlichkeitsarbeit oder Umweltbildung aktiv. In einigen Regionen Niedersachsens haben sich kleine Gruppen zusammengefunden, die sich gemeinsam engagieren.
Alle ehren- und hauptamtlichen ProjektmitarbeiterInnen haben eine Lizenz zur Hummelmeldung. Der NABU Niedersachsen bietet für seine Ehrenamtlichen Schulungen zu Hummelbestimmung und Pflege von Hummelschutzflächen an und organisiert Netzwerktreffen. Damit soll ein Minimum an guter Datenqualität gesichert sein. Ein weiterer Grund für diese Beschränkung ist, dass sich das Meldetool noch in der Testphase befindet.
Auch wer keine Lizenz hat, kann Daten sammeln. Die Bestimmungsapp bietet für alle Nutzer die Möglichkeit, persönliche Sichtungen auf ihrem mobilen Endgerät zu speichern, nur die Meldefunktion ist nicht freigeschaltet. Die gesammelten Daten können ggfs. zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Beobachtungen durch Experten verifiziert werden können, in die Datenbank des NABU Niedersachsens übertragen werden.
Neue Ehrenamtliche sind in unserem Hummelprojekt jederzeit herzlich willkommen! Nach Rücksprache können wir dann auch eine Lizenz zur Meldung vergeben. Auch wer ganz neu in das Thema Hummeln oder Insekten allgemein starten und ersteinmal in das Projekt hineinschnuppern möchte, ist bei und richtig. Wir freuen uns auf eine Nachricht von Ihnen sind. Melden Sie sich bei der Projektleitung!

Was passiert mit den Daten?
Der NABU Niedersachsen verfolgt laut Satzung ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Bereich des Naturschutzes und verfolgt keine finanziellen Interessen mit diesem Projekt. Vielmehr will er WildbienenschützerInnen bei der Verwirklichung ihrer spezifischen Ziele unterstützen.
Der NABU kann über das Umweltinformationsgesetz (UIG) nicht verpflichtet werden, Auskunft über die genauen Standorte der Meldungen zu erteilen. Der NABU steht als unabhängiger Verein nicht unter der „Kontrolle des Bundes oder einer unter der Aufsicht des Bundes stehenden juristischen Person des öffentlichen Rechts“. Eine Offenlegung der gemeldeten Daten kann daher nicht erzwungen werden.
Die Daten sind und bleiben in jedem Fall Eigentum des jeweiligen Melders und wer sie kommerziell nutzen möchte, muss über die Projektleitung mit dem Melder in Kontakt treten. Dies können z.B. Planungsbüros oder auch Genehmigungsbehörden sein, die sich einen Überblick über die Verbreitung von Arten verschaffen wollen, wenn es um Eingriffe in die Natur geht.
